Die Welt, in der wir leben
Seit der Jahrtausendwende folgt eine Krise auf die andere. Weltweit spitzt sich die
soziale Lage akut zu und auch in Deutschland spüren wir die Konsequenzen dessen jeden
Tag. Während und kurz nach der Corona-Pandemie sind Lebensmittelpreise und Heizkosten
in die Höhe geschossen. Wir bezahlen dafür den Preis, während Lebensmittel- und
Energiekonzerne Rekordprofite einfahren! Unter anderem, weil Deutschland zum
Steuerparadies für Unternehmen wird. Das ist Klassenkampf von oben!
Die Schere zwischen Arm und Reich geht auseinander und der Klassenkampf verschärft
sich weiter. Gleichzeitig erstarken zum ersten Mal seit der Neoliberalisierung der 1990er Jahre die
Arbeitskämpfe. Sie zeigen uns zwar, dass die große Mehrheit der Bevölkerung
unzufrieden ist, doch viel zu oft bleiben sie reine Abwehrkämpfe. Die große Mehrheit
in Deutschland ist nicht superreich, sondern lohnabhängig. Sie sind angewiesen auf
eine angemessene Bezahlung, eine gute Ausbildung, bezahlbare Lebensmittel,
Sozialversicherungen und bezahlbaren Wohnraum.
Trotzdem verschärft sich die Lage auf dem Wohnmarkt:
Die Mieten schießen in die Höhe und zeitlich befristete Sozialbauten werden zu
Immobilien, mit denen problemlos spekuliert werden kann. Das trifft insbesondere
hart:
• diejenigen, die Angst haben, zu klagen,
• diejenigen, die schon unbezahlt Care-Arbeit leisten
• diejenigen, die auf Grund rassistischer Diskriminierung schwerer eine Wohnung
finden und
• diejenigen, die keine vielfach erhöhte Miete zahlen KÖNNEN oder darauf angewiesen
sind, dafür mehr zu Lohnarbeiten.
Das sind zu großem Anteil Azubis und Studierende. Nicht selten müssen sie neben einem
Vollzeitstudium oder eine Vollzeitausbildung zusätzlich arbeiten gehen, damit sie
überhaupt die finanzielle Grundlage haben, um bei ihren Eltern ausziehen zu können.
Die bereits bestehenden Fördersysteme, die dem entgegenwirken sollen, werden immer
weiter runter gekürzt und stehen immer Wenigeren von ihnen zur Verfügung.
Die Ampelregierung hatte schon in ihrem Koalitionsvertrag festgeschrieben, dass sie
konsequenter abschieben will. Daran hat sie sich gehalten. Die Ziele zum sozialen
Wohnungsbau oder der ökologischen Transformation fallen hinten runter. Ersteres wurde
verschleppt und letzteres auf den Normalverbraucher abgewälzt. Das sind politische
Entscheidungen. Arbeiter*innen werden gegen Arbeitslose ausgespielt.
Härtere Sanktionen beim „Bürgergeld“ wurden beschlossen, weitere könnten folgen, das
ist purer Armenhass.
Die Militarisierung Deutschlands wird oft als notwendig für Sicherheit und
Verteidigung dargestellt, dabei verschärft sie globale Spannungen und führt zu einer
Aufrüstungsspirale. Gleichzeitig werden soziale Probleme wie Armut, der Mangel an
bezahlbarem Wohnraum oder die Unterfinanzierung des Bildungssystems ignoriert oder
sogar bewusst kleingeredet. Während die Militärausgaben in die Milliarden gehen, wird
bei der sozialen Absicherung gespart und wichtige Sozialleistungen werden weiter
abgebaut. Dies zeigt eine klare Verschiebung der Prioritäten zugunsten von
Großkonzernen, die von Rüstungsprojekten profitieren, während die breite Bevölkerung
unter den Konsequenzen der Sparzwanges leidet.
Als scheinbar progressivere Regierung angetreten hat, die Ampel verheerende
Veränderungen herbeigeführt. Ohne den Profitzwang infrage zu stellen und das Märchen
der Erhörung von netten Forderungen im Staat aufzugeben, stärkt die Regierung damit
indirekt die Rechte. Lohnabhängige sind unzufrieden und das umso mehr, wegen ihrer
unsozialen Politik. Rechte, die Veränderung predigen und Verheißungen machen, die nie
kommen werden, sehen sich gestärkt. Rassismus und Antifeminismus treten offener
zutage: Es ist an Schulen normal geworden, Nazis und Nazifreundeskreise zu kennen und
Witze über sexuelle Gewalt zu hören. Fast an jedem zweiten Tag begeht jemand in
Deutschland einen Femizid und tötet damit eine Frau, weil sie eine Frau ist; nicht
mehr jeden dritten Tag, wie davor. Damit nicht genug: Rechte bringen sich immer
stärker in Parallelstrukturen in Gewerkschaften ein aber Gewerkschaften erkennen
endlich, dass Arbeitsrechte in Gefahr sind, wenn Rechte an die Macht kommen.
Wir nehmen das nicht hin!
Diese Welt wird sich nicht morgen realisieren lassen. Wir sehen aber an so vielen
Orten, dass Menschen ihre Realität nicht hinnehmen wollen: Erfolge von Linken
weltweit lassen Hoffnung aufkommen – Hoffnung, aus der wir Kraft schöpfen müssen für
die Bundestagswahlen 2025 und die außerparlamentarischen Kämpfe, die wir auch im
nächsten Jahr aktiv unterstützen müssen und werden. Der Sieg der Sozialisten in
Finnland zur Europawahl zeigt, dass wir eine Chance haben, das Blatt zu wenden und
wir uns nicht einschüchtern lassen dürfen von dem bisher konstanten Aufstieg der
rechten Kräfte. Damit eine Linke sich allerdings nachhaltig verankern kann, ist sie
vor allem auf beständige Basisarbeit angewiesen. In Kolumbien regiert zum ersten Mal
ein linker Präsident – nach Generalstreik und sozialen Kämpfen. Auch in unserer
unmittelbaren Nähe wird wichtige Basisarbeit geleistet: Nicht nur die KPÖ auf lokalem
Level, sondern auch die Partei der Arbeit Belgiens gewinnen immer mehr Vertrauen
durch konkrete nützliche Arbeit vor Ort.
Es braucht jedoch eine vereinte Linkspartei, die klare Antworten und Lösungsansätze
bietet auf die Missstände in der Gesellschaft. Sicher ist zu sagen, dass ein gutes
Wahlprogramm allein nicht ausreichen wird, um die Zukunft der Linken hier bei uns zu
sichern. Einerseits, weil wir uns durch die Wahlrechtsreform nicht mehr auf die
Parteiurgesteine verlassen dürfen. Vor allem aber braucht es eine strategische Wende
in der Linkspartei, welche auf Nützlichkeit und gemeinsames Organisieren vor Ort
setzt.
Wenn wir es schaffen, mit einer gemeinsamen Strategie vereint in die Gesellschaft
einzuwirken und nie den Glauben daran verlieren, dass eine bessere Welt möglich ist,
dann werden wir das Blatt wenden können.
Politik anders machen
Die Partei DIE LINKE hat sich in den vergangenen 17 Jahren – und noch länger, wenn
man ihre Vorgängerparteien betrachtet – immer stärker dem parlamentarischen Betrieb
verschrieben. Die riesige Zahl bezahlter Mitarbeitender in den Parlamenten und
Wahlkreisbüros gegenüber vielen inaktiven ehrenamtlichen Mitgliedern in der Partei
führt dazu, dass eine kritische Auseinandersetzung mit und Kritik an dem Staat, der
Hauptfinanzierer dieser Strukturen, erschwert wird. Die Linke wird mittlerweile von
großen Teilen der Bevölkerung als Teil des Establishments gesehen, obwohl die
aktuelle Ampelpolitik ihr inhaltlich entgegensteht.
Auch die ehrenamtliche Arbeit innerhalb der Partei konzentriert sich stark auf
parlamentarische Aufgaben wie Wahlkämpfe und thematische Vorarbeiten. Die Rolle einer
sozialistischen Partei sollte sich jedoch nicht nur auf Wahlkampf beschränken.
Bereits jetzt gibt es viele Orte, in denen die Linke Stadtteilzentren stellt,
Sozialberatungen anbietet und leichte Einstiege zur Aktivität bietet. Dieser Ansatz
hat sich leider noch nicht ganzheitlich auf die Partei ausgedehnt.
Das bedeutet nicht, dass wir das Parlament als Kampffeld aufgeben sollten. Jedoch
bindet kein Bereich der Arbeit innerhalb der Partei so viele Ressourcen wie die
parlamentarische Arbeit, obwohl der Kern linker Kämpfe schon immer außerhalb der
Parlamente gelegen hat. Auch im letzten Jahr konnte dies wieder eindrucksvoll unter
Beweis gestellt werden. So haben beispielsweise die Streiks im Rahmen der Kampagne
#wirfahrenzusammen, getragen von ver.di, der EVG und FFF, mit maßgeblicher
Beteiligung unserer Mitglieder große Erfolge erzielt. Ver.di konnte zusätzlich
140.000 neue Mitglieder gewinnen und auch einen Tarifabschluss im Einzelhandel nach 1
1/2 Jahren durchsetzen.
Insgesamt war das vergangene Jahr geprägt von zahlreichen kämpferischen Tarifrunden
und den größten Streiks im öffentlichen Dienst seit Jahrzehnten. Wir dürfen diese
Orte nicht denen überlassen, die uns einreden wollen, dass Arbeiter*innen und Chefs
dasselbe wollen. Deswegen bennen wir Ausbeutung klar als solche und organisieren uns
gemeinsam dagegen.
Auch wenn die Zukunft der Partei DIE LINKE ungewiss ist, dürfen wir nie die Hoffnung
verlieren, denn die gesellschaftliche Linke wird fort bestehen. Wir müssen zwar im
Wahlkampf laut gewesen sein aber dürfen auch danach und abseits davon unsere Stimme
nicht verlieren. Wir müssen krisensicher sein und sollten uns nicht von einem
möglichen Rauswurf aus dem Parlament entmutigen lassen. Lasst uns daher unsere Kräfte
bündeln und gestärkt in das kommende Jahr gehen. Es braucht uns Alle, weil es um
Alles geht!
Lasst uns als Linksjugend [’solid] gemeinsam Schlagkraft aufbauen!
Als Linksjugend haben wir uns in dem letzten Jahr auf die Probe gestellt: Wir haben
schwierige Debatten gemeinsam geführt, Basisgruppen gegründet, Landesverbände neu
aufgestellt, Praxis vor Ort geplant und durchgeführt. Nachdem auch unser Verband
unter den Einschränkungen durch Corona stark gelitten hat, kommen wir langsam aber
sicher aus unserer Flaute heraus. Während der FLINTA-Anteil der Neumitglieder fast
bei 50% liegt, haben wir in 2022 und 2023 leider auch vermehrt Mitglieder verloren,
auch weil viele die Altersgrenze erreicht haben. Aus dem Verlust dieser Mitglieder
sollten wir lernen und als Verband ein Gleichgewicht zwischen Praxis und Diskussion
darüber finden. Dies setzt einen respektvollen und solidarischen Umgang miteinander
voraus.
Für dieses Jahr hatten wir uns auf dem letzten Bundeskongress vorgenommen, den Fokus
in unserer Praxis auf Arbeitskämpfe zu legen, eine Umfrage zur gewerkschaftlichen
Aktivierung zu machen und in Öffentlichkeitsarbeit dazu sprechfähiger zu werden.
Damit unsere Beiträge gut aufgenommen werden, ist wichtig, dass wir uns gegenseitig
auf Social Media unterstützen. Die Umfrage hat gezeigt, viele unserer Mitglieder sind
noch nicht in einer Gewerkschaft organisiert oder fühlen sich ratlos, wo sie
beitreten können. Deshalb brauchen wir auf Basis- und Landesebene Kernaktive, die
darüber informiert sind und durch Wissensweitergabe die Leute vor Ort ermutigen
beizutreten. An der Umfrage zu gewerkschaftlicher Aktivierung haben etwa 30%
hauptsächlich in Lohnarbeit Tätige, 30% Studierende, 30% Schüler:innen und ca. 10%
Azubis teilgenommen. Wir möchten uns in den Basisgruppen bemühen, gezielt Azubis auf
Augenhöhe anzusprechen, da das für uns als sozialistischer Jugendverband wichtig ist.
Wir müssen anerkennen, dass wir sprechfähiger zu konkreten sozialen Anliegen wie z.B.
Wohnen werden sollten. Das möchten wir in dem nächsten Jahr angehen. Dabei ist uns
eine verbindende Klassenpolitik wichtig: Wie sich auch in der Verbandsumfrage zeigte,
ist soziale Gerechtigkeit mit Abstand am relevantesten für die Mehrheit unserer
Mitglieder. Das gilt für Männer wie für Frauen & Nichtbinäre und genauso für
Rassifizierte wie für Nicht-Rassifizierte. Eine soziale Wohnpolitik z.B. ist
insbesondere im Interesse von denen, die besonders stark ausgebeutet werden. Was
feministische Arbeit angeht, wollen wir uns als feministischer und sozialistischer
Verband insbesondere auf materielle Anliegen wie (Schutz vor) Gewalt und Verteilung
von Sorgearbeit stützen. Wir möchten, dass die Linksjugend dafür bekannt wird, sich
für ein gutes Leben für alle einzusetzen.
In diesem Jahr haben wir zum ersten Mal seit langer Zeit bundesweite Aktionen
durchgeführt. So haben wir zu Wir Fahren Zusammen Streiksupport organisiert. Bei dem
Aktionstag gegen die Kürzungspolitik haben sich über 40 Basisgruppen mit Ständen,
Kundgebungen oder Aktionen beteiligt. Wenn wir gemeinsam handlungsfähig werden
möchten, brauchen wir nicht nur weiterhin fruchtbare Bildungsorte wie die
Winterakademie, das Grundlagenseminar und Theorie ohne Männer. Wir möchten unsere
Veranstaltungen stärker mit den Anliegen unserer Kampagnen verbinden, um überregional
handlungsfähig zu werden. Das ganze darf aber nicht Mittel zum Zweck bleiben, sondern
es ist wichtig, dass wir dabei Spaß haben und uns gegenseitig unterstützen. Daran
haben wir uns insbesondere auf dem Sommercamp als Ort der Selbstorganisation
erinnert.
Wir wollen uns stark machen für einen Jugendverband, in dem wir uns gegenseitig
unterstützen und gemeinsam lautstark für den Sozialismus und damit das Gute Leben für
Alle kämpfen. Denn die geeinte Linke war, die geeinte Linke ist und die geeinte Linke
wird da sein für die Menschen, die in diesem System machtlos sind.
Das Jahr 2025 wird für uns wegweisend. Die Bundestagswahl im September wird eine
Herausforderung und ihr Ausgang prägend für uns als linksjugend [’solid]. Unsere
Mutterpartei kämpft um den Erhalt der Partei, der auch für uns wichtig ist. Im
letzten Jahr konnten wir uns als Organisation weiterentwickeln. Wir haben zum ersten
Mal seit langer Zeit einen bundesweiten Aktionstag durchgeführt und sind sprechfähig
gegen die Kürzungspolitik geworden. Die Bildungsveranstaltungen sind so gut besucht
wie noch nie und Basisgruppen reagieren dynamisch auf die gesellschaftliche
Situation. Das Intranet bietet uns allen eine gute digitale Infrastruktur.
Um nächstes Jahr in unsere Kampagne gut zu starten, brauchen wir jetzt Einigkeit in
unserer Strategie und Praxis. Dieser Jahresplan soll helfen, gemeinsam, als ein
Verband, für unser Ziel zu arbeiten. Er bietet eine Übersicht und soll ein Leitfaden
für die Basisgruppen und Landesverbände sein. Er bietet die Chance einer
organisatorischen Einigkeit als gesamte Organisation.
Arbeitsschwerpunkte
Auf allen Ebenen fokussieren wir uns nächstes Jahr thematisch auf unsere Schwerpunkte
für die Bundestagswahl: Wohnen als Fokusthema und Umverteilung als Zusatz. Sowohl in
unseren Bildungsveranstaltungen, als auch in unserem Auftreten und Aktionen
fokussieren wir uns auf diese beiden Themen. Dadurch erreichen wir ein kohärentes
Auftreten, vor und nach der Kernwahlkampfzeit. Das stärkt unser Miteinander und
unsere Außenwahrnehmung.
Die Kernwahlkampfzeit bildet die Spitze unserer Aktivität mit den Themen. Die
Bundestagswahl ist der erste praktische Arbeitsschwerpunkt. In den Landesverbänden
und Basisgruppen wollen wir unsere Kampagne vorbereiten, um dann schlagkräftig
aufzutreten.
Dieses Jahr konnten wir mit dem Aktionstag gegen die Kürzungspolitik beeindruckend
zeigen, dass wir als Verband dazu in der Lage sind, an einem Projekt zu arbeiten.
Diese Erfahrung wird uns für den Aktionstag im Mai zugutekommen. Dieser wird
gleichzeitig eine kleine Generalprobe für die heiße Wahlkampfzeit. Den Wahlkampf an
sich wollen wir vor allem nutzen, um als Organisation zu wachsen. Einerseits in
unserer Kampagnenfähigkeit, als auch in der Masse: durch Organizing wollen wir neuen
Menschen einen Ort für gesellschaftliche Veränderung bieten. Wir sind nicht auf
kurzfristigen Wahlerfolg aus, sondern der langfristigen Organisierung möglichst
vieler junger Menschen.
Anfang des Jahres wird in den Basisgruppen ein Strategiefindungsprozess beginnen. Um
uns als Verband auch nach der Wahl geeint zu bleiben, müssen wir eine langfristige
Perspektive entwickeln: Was ist unser gemeinsames Ziel als Jugendverband? Sowohl für
die Organisationsentwicklung und die Bundestagswahlkampagne müssen alle Ebenen
zusammengedacht werden und sich praxisnah verzahnen.
Bundestagswahl
Zur nächsten Bundestagswahl fahren wir eine Jugendwahlkampagne mit unseren
Schwerpunkten Wohnen (als Kernthema) und Verteilung (zur Ergänzung). Zur Vorbereitung
gibt es mehrere Veranstaltungen und Phasen. Als Verband wollen wir es schaffen,
kohärent aufzutreten und zu handeln. Das wird die Kampagne durch unterschiedliche
Phasen und Aktivitäten erreichen.
Eine organisatorische Potenzialanalyse der Landesverbände soll zeigen, welche
Basisgruppen wie arbeitsfähig sind und an welchen Stellen Kapazitäten für den
Gruppenaufbau investiert werden müssen. Dieses Wissen soll uns helfen, den Verband
ganzheitlich entwickeln zu können.
Durch Train the Trainers bilden wir nicht nur Menschen für unsere politische Bildung
aus, sondern arbeiten gezielt auch für die Kampagne. Grundlegend sollen die
Trainer:innen die Kampagne in den Landesverbänden im Detail vorstellen. Dadurch
werden wir alle an einem Strang ziehen. Das Theoriewissen, welches wir dafür
brauchen, bekommen wir ebenso von den Trainer:innen. Diese werden inhaltliche
Grundlagenworkshops zu unseren Kernthemen im Verband halten.
Um ein geeintes Vorgehen auch zwischen Veranstaltungen besser gewährleisten zu
können, wird es im April eine LSpR-BSpR-Konferenz geben. Kernaktive und Kader aus den
Landesverbänden treffen sich ein Wochenende mit dem Bundessprecher:innenrat (BSpR),
um die Kampagne genauer zu besprechen und Verzahnungen zwischen den LVs herzustellen.
Es wird eine Plattform für Austausch und Feedback gegeben. Hier sollen auch erste
Ergebnisse und Erfahrungen mit dem Strategieprozess besprochen werden. Auch hier
wollen wir Perspektiven über den Tellerrand des 28.09.25 hinweg entwickeln. Nach der
Wahl wird es eine weitere Konferenz geben. Diese wird teilweise zur Auswertung der
Kampagne, vor allem aber zur Entwicklung einer gemeinsamen Praxis sein. Die
Ergebnisse des Bukos, der sich sicherlich auch mit der Situation auseinandersetzen
wird, bieten die Grundlage für die gemeinsame Debatte.
Organisationsentwicklung
Natürlich wollen wir uns nächstes Jahr auch weiterentwickeln. Dafür sind wir auf
festgeschriebene Ziele angewiesen, die auch überprüfbar sind. Dabei kann die
Entwicklung nicht als Entwicklung eines Gremiums gesehen werden. Alle Mitglieder sind
verantwortlich für die gemeinschaftliche Entwicklung der ganzen Organisation.
Um als Bundesverband schlagkräftig zu sein, braucht es eine gemeinsame Strategie.
Deswegen wollen wir nächstes Jahr besonders an unserer Debatte und Entwicklung einer
kohärenten Strategie und einem gemeinsamen Strategieverständnis arbeiten. Dieser
Prozess kann für uns prägend werden, da er auch die Grundlage für zukünftige
Strategiediskussionen legen soll. Regionalkonferenzen bündeln die Ergebnisse, die
ebenso auf der LSpR-BSpR-Konferenz besprochen werden. Der Prozess wird zeigen,
welcher Umgang den Ergebnissen angemessen ist.
Räume für Austausch zu geben, ist wichtig. Gerade aktiv und offen über Verbandskultur
zu reden, ist ein wichtiger Schritt, um sie zu verbessern. Wir werden die LSpR-BSpR-
Konferenz nutzen, um uns aktiv über unseren gemeinsamen Umgang auszutauschen. Unsere
Kampagne bietet die Möglichkeit, eine solidarische Verbandspraxis zu verbreiten.
Damit können wir einen Prozess anstoßen, der in den nächsten Jahren weiterlaufen
wird.
Nach der Bundestagswahl entscheiden sich (erfahrungsgemäß) viele neue Menschen, sich
gegen die herrschenden Zustände bei uns zu engagieren. Dadurch wird die Einbindung
der Neumitglieder im Oktober eine besondere Herausforderung für unseren Verband. Der
Bundesverband wird deswegen direkt im Oktober ein Grundlagenseminar anbieten, aber
auch die Landesverbände und Basisgruppen sind gefragt und sollten Angebote und
Strukturen für die Aktivierung der neuen Interessierten schaffen.
Politische Bildung
Auch nächstes Jahr werden wir ein breites Angebot an politischer Bildung beibehalten.
Um unsere Kampagne schlagkräftig durchzuführen, wird der Fokus der Veranstaltungen
entweder auf den Methoden der Kampagne selbst oder auf den Kernthemen liegen.
Das Jahr beginnt mit unserer größten Bildungsveranstaltung, der Winterakademie. Auf
dieser werden wir uns mit sozialistischer Praxis und Wohnen auseinandersetzen. Wir
suchen nach der theoretischen Basis verschiedener Formen von Praxis und wie diese
einzuordnen sind. Das soll uns im weiteren Jahr eine Leitplanke für unsere
Organisations- und Strategieentwicklung sein. Auf dem Verbandswochenende machen wir
zur Theorie die Praxis. Einerseits werden wir uns mit Kampagnenarbeit
auseinandersetzen und gleichzeitig diskutieren wir, welche Praxis daraus und aus der
Winterakademie für uns ableitbar wäre.
Das Sommercamp ist der zentrale Ort für uns, um zusammenzukommen. Politische Arbeit
funktioniert deutlich besser, wenn es ein Wir-Gefühl gibt. Das Sommercamp bietet
Raum, das Entstehen zu lassen. Yoga, Baden, Sprayen und Feiern bringen uns als
Menschen näher und verbessern unsere politische Arbeit. Das Sommercamp liegt mitten
in der Wahlkampfphase. Das gibt einerseits die Möglichkeit nochmal Energie für die
letzten Wochen zu sammeln und andererseits die Möglichkeit für Reflexion. Menschen
aus unterschiedlichen Landesverbänden können sich über Erfahrungen bei ihnen vor Ort
austauschen und teilweise können sogar Verzahnungen geplant werden.
Neben den großen Formaten gibt es auch noch die kleineren Seminarreihen. Das
Grundlagenseminar findet sowohl vor der Kampagne als auch nach der Kampagne, gezielt
für Neumitglieder, statt. Theorie ohne Männer findet je einmal vor und nach der Wahl
statt.
Das erste, im Juni, beschäftigen wir uns vor allem mit dem politischen System und den
Wahlen. Aus einer marxistisch-materialistischen Sicht, werden wir reflektieren,
welche Rolle Wahlen eigentlich für eine sozialistische Organisation einnehmen. Die
Kritik am Parlamentarismus sollte uns auch bewusst sein, während wir für eben jene
Parlamente werben. Im Dezember beschäftigen wir uns nochmal intensiver mit Strategie
und sozialistischen Organisationen. Gezielt sollen Menschen ein
Organisationsverständnis entwickeln, um sich an kommenden Strukturdebatten zu
beteiligen. Das erste Mal wird es das Förderwochenende für migrantisierte Menschen
geben. Im Mai soll das ein Ort der gegenseitigen Unterstützung öffnen. Bildung,
Skillshare und Vernetzung sollen helfen, von Rassismus betroffene Menschen besser zu
unterstützen.
Ende 2024 beginnen wir mit der zweiten Reihe von „Train the Trainers“, die Anfang
2025 weitergeführt wird. Es werden Menschen ausgebildet, die politische Bildung in
unserem Verband zu organisieren und durchzuführen. Damit können wir stetig mehr und
mehr Veranstaltungen ausschließlich selbst stemmen und die Qualität unserer
politischen Bildung verbessern. Gleichzeitig führen die Trainer:innen die Basistour
durch. Unsere Schwerpunktthemen werden inhaltlich aufbereitet und in möglichst vielen
Basisgruppen verbreitet, um uns wirklich sprechfähig zu machen.
Im Folgenden eine kurze Übersicht über die Konzepte der einzelnen Veranstaltungen:
Grundlagenseminar (GLS)
Basics in marxistischer Philosophie, die für alle Mitglieder und Interessierten
wichtig ist.
Winterakademie (WiAk)
Als größte Bildungsveranstaltung, mit dem Fokus auf der Auseinandersetzung mit
(größtenteils) tiefergehender Theorie.
Theorie ohne Männer (ToM)
Bei der Seminarreihe ToM werden gezielt Frauen und Nichtbinäre gefördert. Wir wollen
gezielt Menschen unterstützen, die im Patriarchat und darauf aufbauen in politischen
Organisationen strukturell benachteiligt sind und sie in Debatten und der politischen
Arbeit ermächtigen, die eigene Meinung selbstbewusst zu vertreten und sich zu wehren
bei ungerechter Behandlung im Kontext von Bildung.
Verbandswochenende (VeWe)
Hier geht es hauptsächlich um Arbeit an dem eigenen Verband. Angepasst an die Lage im
Verband kann es unterschiedliche Workshops geben. Bundesarbeitskreise können sich
hier treffen, teilweise entstehen auch neue Verbandsstrukturen.
Sommercamp (SoCa)
Das SoCa besteht aus einer intensiven Woche gemeinsamer Zeit und Selbstorganisation.
Wir haben Raum für Bildung, Spiel, Sport und Spaß. Hier ist das Motto: Alles kann,
nichts muss.
Bundeskongress (Buko)
Der jährliche Bundeskongress ist das höchste beschlussfassende Gremium. Es besetzt
Gremien und beschließt Anträge.
LSpR-BSpR-Konferenz
Dieses Format gibt Raum für eine Abstimmung zwischen den Landessprecher:innenräten
Landesverbänden und dem Bundessprecher:innenrat um an einer gemeinsamen Strategie und
Praxis zu reden.
Regionalkonferenzen
In den Basisgruppen findet der Prozess zur Strategiefindung statt. Die
Regionalkonferenzen sollen diese Ergebnisse bündeln und den weiteren Prozess
organisieren.
Förderwochenende für migrantisierte Personen
Um gezielt migrantisierte Mitglieder zu fördern, bietet dieses Wochenende ein Raum
für Bildung, Skillshare und Vernetzung.
Skillshare Akademie (SkiAk)
Auf der Skillshare Akademie werden praktische Fähigkeiten zu unterschiedlichen Themen
ausgetauscht. Die Teilnehmenden sind gleichzeitig die lehrenden.
Die Bundestagswahl 2025 steht vor uns und damit auch die Planung einer großen
Kampagne. In diesem Antrag möchten wir euch die bisherige Planung transparent machen
und das bisher erarbeitete Konzept vorstellen sowie durch den Bundeskongress
bestätigen lassen.
Im Juni hat der Bundessprecher:innenrat (BSp:R) ein 3-köpfiges Team aus Jan Schiffer
als Teil der damaligen AG 21, Jennifer Trültzsch als Mitarbeiterin für
Kampagnenplanung aus der Bundesgeschäftsstelle und July Kölbel als Zuständige aus dem
BSp:R beauftragt einen Zeitplan sowie ein erstes Konzept zu erarbeiten. Dieses wurde
bei der Juli Sitzung vorgestellt und konkretisiert.
Das Wahlkampfkonzept
-Ziel der Kampagne
> Mitgliedergewinnung
> Stärkung der Linkspartei
> Menschen zwischen 14-30 ansprechen
Arbeitsweise
Es wird ein Kampagnenteam (AG 25) starten, welches aus zwei BSp:R Mitgliedern
besteht, drei Externen und wird von einer Person aus der Bundesgeschäftsstelle
bei der Erarbeitung der Kampagne begleitet. Der BSp:R ernennt diese zwei
Mitglieder selbst. Die drei Externen werden vom BSp:R vorgeschlagen und stellen
sich beim Bundeskongress kurz vor. Jan Schiffer, July Kölbel und Rosina Rost
sollen als Externe im Kampagnenteam starten. Über Änderungen am Team entscheidet
gegebenenfalls der Bundessprecher:innenrat.
Entscheidungen werden vom BSp:R bestätigt, jedoch genießt das Kampagnenteam
großes Vertrauen vom BSp:R.
Jede:r soll und wird die Möglichkeit haben sich bei der Kampagne mit
einzubringen.
Dem nächsten BSp:R obliegt es Unter-AGs zu gründen und dessen Mitglieder zu
bestimmen in Absprache mit dem Kampagnenteam. Wer Mitglied in einer Unter-AG
wird ist sich bewusst, dass an einem die Erwartung gestellt wird über längeren
Zeitraum Kapazitäten in die Kampagne zu investieren und sich an das beschlossene
Konzept zu halten.
Auch die Einbringung von kurzfristigen Projekten ist möglich ohne Teil der Ag-
Struktur zu sein
Ziel ist es kurze Kommunikationswege aufrecht zu erhalten, transparent in der
Erarbeitung der Kampagne verbandsintern zu sein und klare, verlässliche
Verantwortungen zu definieren.
Inhalte
Schwerpunkte: Wohnen (als Fokus) und Umverteilung
Das Hauptthema Umverteilen soll folgende Themen noch mit inkludieren: Bildung,
Mobilität, Arbeitskämpfe, Klimaschutz, Inflation
Die Unterthemen werden nur im Rahmen der Hauptthemen bespielt
Wohnen wird noch über Umverteilung priorisiert
Das Kampagnenteam wird mit der zuständigen Unter-Ag aus der aktuellen
Beschlusslage Forderungen erarbeiten.
Zeitplan
3. Quartal 2024:
>Konzept erarbeiten + beschließen
>Schwerpunkte vorschlagen
>Kampagnenteam zusammenstellen
>Finanzplan erstellen
4. Quartal 2024:
>Inhaltliche Konkretisierung der Schwerpunkte
>Erstellung und Beschließung des Materials
>Erarbeitung und Vorbereitung der Basistour
1. Quartal 2025:
>Durchführung der Basistour
>Erstellung und Beschließung des Materials
>Aktionstag – Planung
2. Quartal 2025:
>Verschickung des Materials
>Aktionstag – Durchführung
3. Quartal 2025:
>Kampagnenstart
>Social Media-Kampagnen
>Heiße Wahlkampfphase
4. Quartal 2025:
>Abschiedsparty
Beschluss des I. Bundeskongresses am 4.-6. April 2008 in Leipzig
Das die brennenden Probleme der Zeit, die von Umweltzerstörung über Armut bis hin zu Unterdrückung reichen, nicht gelöst werden können liegt vor allem daran das wir in einem Wirtschaftssystem leben, welches diese selbst hervorruft. Wenn fast alle Formen des Arbeitens und Wirtschaftens darauf ausgerichtet sind, aus dem eingesetzten Kapital mehr Kapital zu machen – ist dies Kapitalismus. Ein Wirtschaftssystem welches nur ein Ziel kennt – Profitmaximierung und zwar um seiner selbst Willen.
Dabei breitet es sich stetig aus, auf neue Länder, neue Bereiche und bis in den letzten Winkel menschlichen Lebens. Es sind Systeme, Prinzipien und Zwänge die unser aller Leben bestimmen. Wer kein Kapital hat, ist gezwungen seine Arbeitskraft zu verkaufen um zu überleben, muss sich selbst zu Kapital machen und wird so zur Ware. Die Arbeit aller Menschen erwirtschaftet das, was nur wenige ihr Eigentum nennen können. Nur Kapitalbesitzer, die Arbeitskraft kaufen, können sich den erarbeiteten Reichtum aneignen. Dabei folgen alle den blinden Gesetzen der Konkurrenz, des Marktes und der Verwertung – tun sie es nicht gehen sie unter, egal ob Lohnarbeiter oder Unternehmer. Die Zerstörungskraft die die Jagt nach dem Geld mit sich bringt kennt keine Grenzen. Profitstreben führt zu Armut und Zerstörung von Mensch und Natur, weil auf ihre Kosten der Profit gemacht wird.
Die Auswirkungen des allgegenwärtigen Konkurrenzkampf werden in der „westlichen Welt“ durch Gesetzte und Sozialsysteme teilweise abgefedert. In den ärmeren Ländern der Welt ist dies meist nicht möglich, so trifft diese das Profitstreben der internationalen Konzerne besonders hart. Die schnellen Transport- und Kommunikationswege machen die Ware Arbeit weltweit vergleichbar und führen so zu internationalen Produktionsketten. Es wird immer da produziert wo die Kostenbilanz am günstigsten ausfällt. Internationale Abhängigkeiten, ökonomische Erpressbarkeit der Staaten und der Einsatz von Militär zur Sicherung globaler Interessen sind die Folge. Flüchtlingsbewegungen, Hunger und Elend sind Normalität im globalisierten Kapitalismus dessen Akteure gleichzeitig kein Interesse daran haben den Nord-Süd Konflikt grundsätzlich zu verändern – Armut und Schulden sind Quellen von Reichtum für andere – ein mörderisches Verhältnis was es zu bekämpfen gilt.
Das Privateigentum an Produktionsmitteln gilt es abzuschaffen – die Verfügungsgewalt über selbige muss eine gesellschaftliche sein. Die Überwindung des Kapitalismus, hin zu einer demokratisch geplanten Wirtschaft die versucht Bedürfnisse zu befriedigen und durch alle Menschen organisiert und reguliert wird, wäre ein Befreiungsschlag der es Gesellschaften endlich erlaubt frei zu denken und zu handeln. Niemand müsste hungern, an heilbaren Krankheiten sterben oder den ganzen Tag arbeiten, technisch ist schon vieles möglich – wir müssen dafür kämpfen das es auch Wirklichkeit wird!
Beschluss des I. Bundeskongresses am 4.-6. April 2008 in Leipzig
„Noch immer werden Machtpositionen vor allem von Männern ausgeübt, verdienen Frauen weniger Geld – auch für die gleiche Arbeit-, müssen einen Großteil der unbezahlten Arbeit in Haushalt, Pflege und Kindererziehung leisten und sind überdurchschnittlich oft von unsicheren Arbeitsverhältnissen betroffen. Dies ist die Folge einer Gesellschaftsstruktur, die Menschen in zwei Geschlechter einteilt und diesen unterschiedliche soziale Rollen zuweist, wie zum Beispiel der Frau die Rolle als „aufopfernde Mutter“ oder dem Mann als „karrierebewusster Ernährer“. Diese Einteilungen und Zuweisungen sind biologisch nicht begründbar, sondern sind sozial konstruiert und reproduziert, indem man von kleinauf wie ein „Junge“ oder „Mädchen“ bzw. „Mann“ oder „Frau“ behandelt wird, dies als „natürlich“ hinnimmt und weiterträgt.
Wir wollen diese Rollenzuschreibungen überwinden und lehnen ein binäres Geschlechtermodell ab.Wir treten für eine Gesellschaft ein, in der sich jeder frei von geschlechtsspezifischen Zwängen entwickeln kann und sich Identität nicht über ein Geschlecht definiert. Desweiteren richten wir uns gegen die Diskriminierung und Benachteiligung von sexuellen „Identitäten“ und Formen des Zusammenlebens jenseits der heterosexuellen Norm.
Wir stehen für die Pluralität der Identitäten und der selbstbestimmten Sexualität. Daher fordern wir den freien Zugang zu Verhütungsmitteln sowie den legalen Schwangerschaftsabbruch und die Abschaffung jeglicher Privilegien der Ehe. Selbstverständlich fordern wir zudem die gleichen Verdienst- und Arbeitsmöglichkeiten unabhängig vom Geschlecht und den sexuellen Neigungen.
Beschluss des I. Bundeskongresses am 4.-6. April 2008 in Leipzig
Bei Auseinandersetzungen um Betriebsschließungen oder -verlagerungen in Billiglohnländer, scheinen immer wieder die Interessen der Belegschaften in Deutschland gegen die in anderen Ländern zu stehen. Auf diesen Unterbietungswettbewerb um die niedrigsten Löhne und sozialen Standards, kann die richtige Antwort nicht eine isolationistische Politik sein, sondern nur eine Internationalisierung unserer Kampfformen, beispielsweise durch die Unterstützung des Aufbaus internationaler Gewerkschaften und Betriebsräte, die stärkere Vernetzung der sozialen Bewegungen in den einzelnen Ländern und das Lernen aus den Erfolgen und Niederlagen der fortschrittlichen Bewegungen weltweit.
Deshalb begrüßen wir die Emanzipationsbestrebungen in vielen lateinamerikanischen Ländern, die – getrieben von sozialen Basisbewegungen – einen neuen beteiligungsorientierten Weg in Richtung eines „Sozialismus des 21. Jahrhunderts“ gehen. Wir werden die Projekte wie in Venezuela und Bolivien weiter unterstützen und den Austausch mit Jugendorganisationen in diesen Staaten suchen. Unsere Solidarität gilt auch Kuba, welches sich seit Jahrzehnten imperialistischen Angriffen ausgesetzt sieht und bis jetzt seinen Weg des Sozialismus gegen alle Angriffe von außen verteidigt hat. Wir fordern die Aufhebung aller Blockaden und Sanktionen gegen Kuba. Zugleich untersagt unsere Solidarität aber auch nicht die berechtigte und notwendige Kritik an den vorhandenen Fehlentwicklungen.
Die Linksjugend [’solid] ist internationalistisch. Wir wissen, dass die Probleme des globalen Ausbeutungssystems nicht allein national gelöst werden können. Wir setzen der kapitalistischen Globalisierung die konkrete Utopie einer globalen Emanzipationsbewegung, einer Globalisierung von sozialer Gleichheit, Frieden, ArbeitnehmerInnen- und Menschenrechten entgegen. Unser Motto lautet: „Think global – act local!“
Die Linksjugend [’solid] versteht sich als Teil der europäischen Linken. Wir kritisieren den jetzigen Kurs der europäischen Einigung – er ist undemokratisch, neoliberal, patriarchal und er rüstet Europa zu einer imperialistischen Militärmacht auf. Wir setzen uns für einen linken Richtungswechsel in Europa ein, wir wollen endlich Volksabstimmungen, damit die Menschen mitentscheiden können. Wir wollen offene Grenzen, ein friedliches Europa und die Durchsetzung sozialer Grundrechte wie europäischer Mindestlöhne und das Verbot der Privatisierung öffentlichen Eigentums. Kurz: wir wollen nichts weniger als die demokratische, soziale und zivile Neugründung der Europäischen Union.
Beschluss des I. Bundeskongresses am 4.-6. April 2008 in Leipzig
Stärker als je zuvor wird Kultur heute medial vermittelt. In nahezu jedem Haushalt finden sich Fernseher, Radios, Zeitungen und inzwischen auch onlinefähige PCs mit Zugang zum Internet. Dabei stellt die Ergänzung der traditionellen Print- und Rundfunkmedien durch Onlinemedien die gravierendste Veränderung der Medienlandschaft seit Beginn des Buchdrucks dar. Erstmalig wurde die kommunikative Einbahnstraße von Sender-Empfänger Prinzip durchbrochen. Allein das Vorhandensein der technischen Voraussetzungen gewährleistet jedoch nicht die gesellschaftsübergreifende Nutzung dieser Senderoption für progressive und emanzipatorische Zwecke. Grund ist die jahrzehntelange Monopolstellung der öffentlichen Sendeanstalten, die dadurch kein Interesse an der flächendeckenden Förderung von Medienkompetenz zeigten. Neben der tatsächlichen Mediennutzung gehören nämlich vor allen Dingen eine umfangreiche Medienkunde, die Fähigkeit zur Medienkritik und schließlich die eigene Gestaltung von Medien zu einem medienkompetenten und dadurch auch emanzipatorischen Umgang mit den neuen Sendemöglichkeiten. Durch die Teilprivatisierung des Rundfunks wurde nur scheinbar eine heterogene Medienlandschaft eingeführt, die tatsächlich aber durch „Beurteilungsspielräume“ odersogenannte „Legalausnahmen“ im europäischen Kartellrecht unterminiert wird und zudem ausschließlich der weiteren Kapitalisierung von Medien dient. Als sozialistischer Jugendverband streiten wir daher für eine umfassende Förderung von politisch und ökonomisch unabhängigen Medienkompetenzprojekten, für die Ausweitung der Offenen Kanäle auf kommunaler Ebene und für die Beseitigung des Digital Devide auf internationaler Ebene. Wir begrüßen ausdrücklich die Entwicklung sogenannter freier Software, sowie Alternative Lizenzen wie Creative Commons License (CCL) oder General Public License (GPL), die Wissen dem Verwertungszwang entziehen und nicht kommerzielle Weiterverwendung und -entwicklung gewährleisten können. Wir fordern eine Entmonopolisierung und Demokratisierung der Medienkonzerne
Beschluss des I. Bundeskongresses am 4.-6. April 2008 in Leipzig
Längere Arbeitszeiten, höherer Druck am Arbeitsplatz, sinkende Reallöhne und zunehmende Ausbeutung kennzeichnen die Entwicklungen in der Arbeitswelt. Wer nicht das Vergnügen hat, seine Arbeitskraft verkaufen zu dürfen, dem bleibt nichts anderes übrig als die Armut durch Arbeitslosengeld II und Sozialleistungen. Dadurch wächst auch der Druck auf alle anderen, die arbeitslos sind, ihre Ausbildung machen oder andere notwendige aber unbezahlte Arbeit verrichten, wie Hausarbeit und die viel gelobten ehrenamtlichen Tätigkeiten.
Wer arbeitet, kann wenig über seine Tätigkeit und sein Leben bestimmen, nicht nur der Arbeitstag ist dem Diktat des Kapitals unterworfen, sondern auch die Freizeitindustrie muss Profit abwerfen. Frauen haben neben dem tendenziell niedrigeren Lohn auch oft noch die besonders schwierige Aufgabe Arbeit und Kindererziehung unter einen Hut zu bringen, was durch gestiegene Lebenshaltungskosten und zu wenige Kitaplätze nicht einfacher wird.
Die Arbeiter:innenklasse steht zwar nicht mehr zum Großteil am Fließband, aber die Arbeitsbedingungen in der Dienstleistungsgesellschaft gleichen immer mehr denjenigen, denen Fabrikarbeiter im vorletzten Jahrhundert ausgesetzt waren. Die Ausbeutung ist nicht weniger geworden, sie hat nur ein anderes Gesicht. Die Stechuhr hat jetzt ein digitales Display und ist mit einer Magnetkarte zu bedienen und Scheinselbstständigkeit wird zur modernen Leibeigenschaft. Die Arbeitswelt hat sich in den letzten hundert Jahren stark verändert, doch die Konfliktlinien zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer:in oder anders gesagt zwischen Kapital und Lohnarbeit sind die Selben geblieben.
Wir kämpfen für eine Gesellschaft, in der nicht einige wenige entscheiden wie und unter welchen Bedingungen Arbeit verrichtet wird, welche Arbeit entlohnt wird und welche gefälligst kostenlos zu verrichten ist. Wir denken, dass jede Arbeit, die gesellschaftlich notwendig ist, auch gesellschaftlich organisiert und entsprechend bezahlt werden sollte. Wir denken dabei sowohl an die Produktion von Gütern, Dienstleistungen aber auch Wäsche waschen, kochen, Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, und vieles mehr.
In einer Gesellschaft, in der die Produktionsmittel nicht mehr in der Hand einer privilegierten Schicht sind, und die Menschen selbst entscheiden, welche Arbeiten für den Erhalt und die Verbesserung der Gesellschaft nötig sind, kann auch jede notwendige Arbeit vergütet werden. Denn wir sind auch davon überzeugt, dass jede:r Einzelne etwas zu dieser Gesellschaft beisteuern kann. Wir stehen auch für einen konsequenten Bruch mit der Standortlogik der Unternehmer, die nur die zynische Wahl zwischen Lohn- und Tarifdumping einerseits und Schließung und Verlagerung der Betriebe andererseits lässt. Unsere Antwort auf Fabriksschliessungen, Produktionsverlagerungen und Massenentlassungen ist die Forderung nach Verstaatlichung unter Arbeiter:innenkontrolle. Nur die Beschäftigten selbst können garantieren, dass die Unternehmensentwicklung auf die Bedürfnisse der Gesellschaft abgestimmt ist, und nicht auf die Gewinnsucht der Aktionäre. Wir verstehen diese Verstaatlichungen einzelner Betriebe als ersten Schritt hin zu einer demokratisch geführten Wirtschaft mit gesamtgesellschaftlichem Produktionsplan.
Wir warten aber nicht auf bessere Zeiten und kämpfen auch unter kapitalistischen Bedingungen für jede Verbesserung: Ein gesetzlicher Mindestlohn, kürzere Arbeitszeiten bei vollem Lohnausgleich, Gleichstellung der Frauen im Beruf, eine Verbesserung der Rechte der Arbeitnehmer:innen und Vereinbarkeit von Beruf und Familie, das Ende der erniedrigenden Hartz IV-Gesetze sind für uns Grundbedingung für ein menschenwürdiges Leben.
Beschluss des I. Bundeskongresses am 4.-6. April 2008 in Leipzig
Demokratisierung
In der derzeit existenten repräsentativen Demokratie ist die Umsetzung der eigenen Interessen und Belange schwer möglich, wodurch auch Politikverdrossenheit in der Bevölkerung entsteht. Die Ursache für ersteres liegt darin, dass man lediglich Personen bzw. Parteien wählt, die nicht an den Willen des Wählers gebunden sind. Kontrollmöglichkeiten sind ungenügend vorhanden. Der Wähler selbst kann nur alle paar Jahre begrenzt Einfluss nehmen. Das verstehen wir nicht unter Demokratie, also der Herrschaft des Volkes. Jeder Bürger und jede Bürgerin muss die Möglichkeit haben, direkten Einfluss auf die Politik zu nehmen. Deshalb braucht es die Möglichkeit für verbindliche Volksabstimmung auf allen politischen Ebenen.
Wir fordern die Demokratisierung aller Lebensbereiche, einschließlich der Wirtschaft. Alle Abläufe in der Gesellschaft müssen für den Bürger transparent sein, damit er mündig über sie entscheiden kann. Grundlage für die freie Entscheidung des Bürgers/der Bürgerin ist seine materielle Abgesichertheit. Deshalb ist eine wirkliche Demokratie erst in einer Gesellschaft möglich, die frei ist von ökonomischen Zwängen des Marktes.
Freiheit und Selbstbestimmung
Während uns der Abbau sozialer Sicherheit als ein Gewinn an Freiheit verkauft wird, werden die im Grundgesetz festgeschriebenen Freiheitsrechte immer weiter abgebaut und eingeschränkt. Videokameras, Vorratsdatenspeicherung, Onlinedurchsuchungen und zunehmender Repression auf Demonstrationen sind nur einige Zeichen eines Staates, der versucht, den katastrophalen Ergebnissen seiner neoliberalen Sozialpolitik mit verschärften Überwachungsmaßnahmen zu begegnen. Unter Vorwand der „Terrorbekämpfung“ wird sogar die Unschuldsvermutung ausgehebelt und alle Menschen werden unter einen Generalverdacht gestellt. Wir kämpfen für den Schutz und Ausbau der Grund- und Freiheitsrechte. Die Privatsphäre ist ein schützenswertes Gut, das verteidigt werden muss.
Doch der Staat mischt sich nicht nur auf so eine Weise in unser Leben ein, er verwehrt auch einen selbstbestimmten Umgang mit dem eigenen Körper. Die Voraussetzung für ein selbstbestimmtes Leben ist Aufklärung durch Bildung. Menschen müssen sich über die Folgen ihres Handelns bewusst sein, um selbstbestimmt leben zu können.
Wir fordern die Entkriminalisierung aller KonsumentInnen von Rauschmitteln und damit untrennbar eine differenzierte Aufklärung, um einen verantwortlichen Umgang mit diesen zu fördern.
Beschluss des I. Bundeskongresses am 4.-6. April 2008 in Leipzig
In keinem anderen westlichen Industrieland sind die Bildungschancen so sehr von der sozialen Herkunft abhängig wie in Deutschland. 78% der Kinder aus Akademikerfamilien, aber nur 12% der Kinder aus Arbeiterfamilien studieren an den Hochschulen. Jahr für Jahr fehlen 150 000 Lehrstellen. Die Zahl derer, die die Schule ohne jeden Abschluss verlassen, steigt stetig. Zugleich werden die Hochschulen immer weiter privatisiert und verschult. Das überholte gegliederte Bildungssystem in Deutschland stellt strukturell ein Abbild der Klassengesellschaft dar und reproduziert auch diese. Wie viele andere Lebensbereiche wird Bildung immer mehr von kapitalistischer Verwertungslogik beherrscht und ignoriert konsequent die Folgen für die Betroffenen. Wir streiten für ein anderes Bildungssystem. Unser Ziel ist eine einheitliche, weltliche und unentgeltliche Bildung für alle. Wir fordern flächendeckend kostenlose Kita-Plätze, die Abschaffung des dreigliedrigen Schulsystems, die Einführung einer Schule für alle, die Abschaffung der Noten, die uneingeschränkte Lernmittelfreiheit, radikale Demokratisierung, die Einführung einer Ausbildungsumlage, die Abschaffung von Studiengebühren, Demokratisierung und „Ent-Betriebisierung“ der Hochschulen und Stärkung kritischer Wissenschaften. Die Privatisierung und Kommerzialisierung des Bildungswesens muss gestoppt werden. Dazu gehört neben der uneingeschränkten Lehrmittelfreiheit auch die Verbannung von Produktwerbung, das Verbot der Übernahme vorgefertigter Unterrichtsmaterialien der Industrie bzw. kommerzieller Stiftungen sowie der derzeitige Umbau der Hochschulen zu kommerziellen Betrieben. Unser Ziel ist selbstbestimmtes Lernen, eine Schule die Spaß macht – ohne Leistungsdruck und Angst. Wir treten ein für ein Bildungssystem, welches ohne Verwertungslogik und Leistungswahn auskommt. Statt Konkurrenzprinzip und sozialer Selektion wollen wir ein Bildungssystem in dem die freie Entfaltung des Einzelnen die Bedingung für die freie Entfaltung aller ist.
Das heutige Schulsystem funktioniert im Prinzip noch wie zu Kaisers Zeiten. Kaserniert, hierarchisch und frontal. Aufgabe der Schule ist nicht die Heranbildung von selbstbewussten, eigenständigen Menschen nach ihren individuellen Bedürfnissen und sie zum solidarischen Leben in der Gesellschaft zu befähigen. Vielmehr hat Schule im Kapitalismus die Aufgabe, durch Selektion und Disziplinierung nach willkürlichen Noten verwertbare Arbeitskräfte für den Arbeitsmarkt hervorzubringen. Gefördert wird nicht der Einzelne nach seinem individuellen Bedarf, sondern nur die Leistung der Besten. Der Rest muss sehen, wie er mitkommt. Krankmachender Leistungsdruck, ein boomender Nachhilfe-Sektor und viel zu schwere Schulranzen schon in der Grundschule inkl. steigender Tablettenmissbrauch gehören zum heutigen Bildungssystem, ebenso wie G8, immer größere Klassen und anderer Mängel aufgrund leerer Kassen. Viele Lehrer sind demotiviert und im Durchschnitt schon zu alt. Auch das Klima in der Klasse selbst leidet oft darunter. Eindeutige Indizien dafür sind der kontinuierliche Anstieg an Nachhilfestunden und die steigende Zahl an Schülern und Lehrern, die soziale oder psychologische Betreuung benötigen. Statt um das Wohl der Schüler geht es bei allem nur noch um Leistungsbilanzen und Notenschnitte. Das deutsche Schulwesen verkommt damit zu einem System der Ungerechtigkeit und Sinnlosigkeit in Bezug auf den Bildungsauftrag und zu Ausbrüchen von Gewalt.
Schule muss Spaß machen
Wir wollen eine Schule, deren Augenmerk sich auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten der Schüler sowie deren Lehrerkörper richtet. Jeder soll nach seinem Interesse und seinen Begabungen individuell gefördert werden. Dazu bedarf es der Abschaffung des Frontal- und Paukunterrichts. Ebenso muss es die Möglichkeit geben, sich neben einem Grundbestand an Allgemeinwissen auch auf seine eigenen Interessengebiete zu spezialisieren. Dazu muss das Leistungs- und Grundkurssystem ausgeweitet werden und die Klassen wieder deutlich kleiner werden. Um den Leistungsdruck aufzuheben muss die integrierte Gesamtschule zum normalen Schultyp werden. Ebenso gehören die standardisierten Noten abgeschafft. Stattdessen müssen die Leistungen der Schüler individuell kritisch begleitet werden, um Fehler und Schwächen durch deren Anerkennung zu beseitigen ohne Angst zu machen. Stures Auswendiglernen macht keinen Sinn. Alle Kinder besitzen eine natürliche Neugierde und wenn dieser entsprochen wird, macht Schule auch wieder Spaß. Der Unterricht muss mehr auf Verständnis ausgerichtet sein als auf reines Auswendiglernen. Paukklausuren gehören daher grundsätzlich verboten – so sollen Schüler grundsätzlich bei Klausuren und Tests Hilfsmittel wie z.B. Bücher benutzen dürfen.
Schule ist Lebensraum
Um den Bedürfnissen gerecht zu werden, wollen wir Ganztagsschulen, die Spielzimmer, Sportanlagen, EDV-Räume (auch mit Computerspielen), Mensen und Büchereien für alle haben. Wir wollen, dass der starre 45-Minuten-Rhythmus und die frühen Anfangszeiten geändert werden und endlich Schluss ist mit dem frühen Aufstehen wie in der Kaserne. Wir wollen monatlich einen Brückentag, z.B. einen freien Freitag und eine maximale 25-Stunden-Woche an reinem Unterricht. Ein Ganztagsangebot erfordert auch mehr Bewegung und alternative Sitzgelegenheiten. Immer wird von einer Schulzeitverkürzung gesprochen. Warum eigentlich? Wir reden lieber auch mal von einer Verlängerung der Schuljahre! Von mehr Muße, von weniger Stress und Druck. Sofort könnten Randkurse sowohl morgens in den ersten beiden Stunden als auch nachmittags alternativ angeboten werden. Jeder Schüler könnte zu Schuljahresbeginn selbst wählen, zu welcher Zeit er den Kurs besuchen möchte. Dies verursacht nicht einmal zusätzliche Kosten. Grundsätzlich sollen sich die Schulzeiten an den Bedürfnissen und dem Wohlbefinden der Schüler richten und nicht richten und nicht umgekehrt.
Lerninhalte und Demokratisierung
Schüler wollen ihre Lebensumwelt mitgestalten. Dazu gehören die Bildungsziele wie ihre Schule selbst. Die Rechte der SMV müssen gestärkt werden, ebenso wie Initiativen an den Schulen wie beispielsweise unzensierte Schülerzeitungen. Eine Schule für alle heißt auch die Demokratisierung der Schulen durch mehr Mitentscheidungsrechte und die Öffnung aller Bildungswege für jeden. Die Bildungsinhalte entsprechen heute den Vorgaben der Industrie oder bürgerlichen Vorstellungen. Sie müssen wieder mehr hinterfragt werden. Wir wollen, dass Schüler ihre Bildungsinhalte mitbestimmen! Warum kaufen sich z.B. über 90 % der 18-jährigen auf dem „freien Bildungsmarkt“ den Autoführerschein? Solche Inhalte gehören in den Lehrplan. Zugleich wollen wir das Solidaritätsprinzip im Unterricht fördern und ältere Schüler dazu animieren, jüngeren zu helfen. Alternative Lehrmethoden, die Solidarität, Selbständigkeit und Reflexion fördern, wollen wir unterstützen. Wir wollen, dass Schüler geistig angeregt werden und Fächer wie Philosophie, Ethik, Politik und Gemeinschaftskunde sowie Medien ein stärkeres Gewicht bekommen. Praxisorientierter Unterricht, Kochen und weitere Hilfen für alltägliche Dinge wie das Ausfüllen einer Steuererklärung dürfen keine 64 5 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 1.Bundeskongress der Linksjugend [’solid] Leipzig, 04.-06. April 2008 Fremdwörter im Lehrplan sein. Auch Sexualkunde darf nicht länger tabuisiert bzw. auf chemische Formeln reduziert werden.
Forderungen
– die Überwindung von Selektion und Leistungsdruck:
Lernen ist nicht Selbstzweck, sondern soll den Jugendlichen nützen. Deshalb lehnen wir die Selektion des dreigliedrigen Schulsystems ebenso ab wie Noten und fordern deshalb die individuelle Förderung jedes Einzelnen entsprechend seiner Begabungen und Neigungen in einer integrierten Gesamtschule. Die Klassengröße ist auf maximal 18 Schüler zu begrenzen und das Klassensystem als solches grundsätzlich zu überwinden.
– Schule ist Lebensraum:
Sie muss Spaß machen und Neugierde wecken statt erzwingen! Statt Leistungsdruck und Konkurrenzdenken wollen wir ein solidarisches Miteinander. Es müssen mehr junge Lehrkräfte in kleineren Klassen eingestellt werden. Statt zu frühem Aufstehen und 45-MinutenTakt wollen wir eine Ganztagsschule, die den realen Bedürfnissen der Schüler entspricht.
– Demokratisierung:
Wir wollen eine paritätisch zusammengesetzte Schulversammlung und demokratische Mitentscheidung der Schüler. Alle Bildungswege müssen für alle jederzeit offen sein! Privatschulen müssen mittelfristig aufgelöst oder in öffentliche Hand überführt werden.
Ein paar Sofortmaßnahmen:
– Bildung ist eine gesellschaftliche Aufgabe und muss entsprechend finanziert werden
– die Einführung von Tests nur zur Überprüfung der Lernfortschritte statt Noten als Leistungsnachweis
– Senkung des Klassenteilers – den Ausbau von Ganztagsschulen als Lebensraum (Spielzimmer, Bibliotheken, Mensa,…)
– mehr Mitentscheidungsrechte der SMV
– weitere Öffnung aller Bildungswege für alle
– Mehr und bessere Möglichkeiten der Sanktionierung inkompetenter Lehrkräfte
– Pädagogik als Pflichtfach für alle Lehramtsstudiengänge – Entrümpelung und Vereinheitlichung der Lehrpläne – kostenlose Nachhilfe für alle – kostenlose Bereitstellung aller Schulmittel inkl. Ranzen, Hefte, Bücher und Stifte – keine weiteren Steuermittel für Privatschulen