Beschluss des XV. Bundeskongresses am 04.-06. November 2022 in Magdeburg
Im Leitantrag zum Bundeskongress 2022 heißt es: „Wir erreichen oft nur die Menschen, die eh schon von selbst links werden. Politische Arbeit, die an den Strukturen ansetzt, die das Leben der Menschen prägen, also betriebliche Arbeit, Arbeit in Berufsfeldern, in Schulen oder in Stadtteilen, nahm einen zu geringen Stellenwert in unserer bisherigen Arbeit ein. Statt, wie es eigentlich immer unser Ansatz war, alle Lebensbereiche zu politisieren, war Linkssein oft eher eine von der Lebensrealität getrennte Freizeitaktivität. Das wollen wir ändern.“ Wir wollen diesen Anspruch umsetzen, indem wir unsere Arbeit auf gemeinsamen Erfahrungen aufbauen, statt ausschließlich darauf zu hoffen, schon politisierte Leute an unsere Strukturen einbinden zu können.
Wir finden, dass der Aufbau von Macht durch die Unterdrückten selbst nötig ist, um ihre Unterdrückung abzuschaffen. Dieser Aufbau von Macht gelingt nur, wenn sich politische Arbeit an den Orten verankert, an denen sich das alltägliche Leben abspielt. Linke Politik ist nichts, was nur auf Plena stattfindet, sondern heißt auch und insbesondere, im Betrieb, an der Uni und in der Schule Gegenmacht aufzubauen. Wir müssen uns verbünden, um Macht gegen die Unterdrückung aufzubauen. Wenn wir es sind, die uns selbst von unserer Unterdrückung befreien müssen, dann ist entscheidend, dass wir selbstermächtigend und basisdemokratisch zusammen arbeiten. Dafür reicht nicht bloß der Beschluss aus, dies zu tun, dafür müssen wir immer wieder prüfen, ob wir unserem Anspruch gerecht werden. Wir setzen dabei auf Ansätze, auf Grundlage der alltäglichen Erfahrungen der Menschen Macht von unten aufzubauen:
„Basisarbeit heißt, Lernprozesse initiieren, die nicht von außen aufgestülpt sind, sondern aus Erfahrung resultieren, die in den eigenen Arbeits- und Interessenfeldern gewonnen worden sind, also in den Betrieben und Büros und in den sozialen Bereichen, in denen die Interessen der Massen sich ausdrücken.“
Wir rufen dazu auf, Strukturen zu gründen, die an geteilten Interessen ansetzen. Das können beispielsweise Gruppen in der Schule oder in Betrieben sein, aber auch Gruppen, in denen sich beispielsweise verschiedene Menschen aus der lokalen Linksjugend zusammenschließen, die bei Arbeit, Ausbildung oder Studium in einem ähnlichen Arbeitsfeld angesiedelt sind. Gleichzeitig unterstützen wir Projekte, die sich – beispielsweise in Kooperation mit dem SDS – für Veränderung an ihren Hochschulen einsetzen wollen. Außerdem wollen wir nächstes Jahr unsere Verankerung unter Auszubildenen mit einer Kampagne zu den JAV (JugendAuszubildendenVertretungs)-Wahlen erhöhen.
Wir beschließen, dass Gründungen und Aktionen zur Interessensvertretung ausreichend Gelder zur Verfügung gestellt werden. Im Rahmen dessen wollen wir auch die schon bestehenden Ansätze zum Aufbau von Schüler:innengruppen unterstützten und finanziell die Ressourcen zur Verfügung stellen, um 2023 die Gründung einer bundesweiten Schüler:innenstruktur zu ermöglichen. Der Bundessprecher:innenrat wird dazu beauftragt, in einem Rhythmus von drei Monaten zu evaluieren, inwiefern und wenn ja, mit welchem Erfolg gerade im Verband Strukturaufbau im Sinne dieses Beschlusses betrieben wird. Bei Bedarf wird der Bundessprecher:innenrat daraufhin diskutieren, inwiefern er eigene Impulse und Initiativen im Sinne dieses Beschlusses setzen kann.