Beschluss des VIII. Bundeskongresses am 17.-19. April 2015 in Erfurt
Die Linksjugend [’solid] mobilisiert zu den Gegenprotesten zu den „Märschen für das Leben“ in Anaberg-Buchholz, Berlin und Münster und unterstützt die Proteste gegen die sogenannten „Lebensschützer*innen“. Dafür wird ein Sticker produziert und an die Landesverbände verschickt.
Gegen die Fortschritte für die Selbstbestimmung wie die Legalisierung der „Pille danach“ gibt es immer wieder reaktionäre Gegenbewegungen. Etwa die sogenannten „Lebensschützer“, die jedes Jahr in Berlin, Anaberg-Buchholz und Münster mit 10.000en gegen Schwangerschaftsabbruch und sexuelle Selbstbestimmung demonstrieren. Die Dachorganisation der christlichen Abtreibungsgegner*innen fordert die Inklusion von Menschen mit Behinderungen, mehr Unterstützung von Schwangeren oder den Ausbau der Palliativ-Medizin, also der medizinischen Behandlung von Todkranken. Doch der Teufel steckt im Detail: statt mehr Entscheidungsfreiheit will der deutschlandweit organisierte überkonfessionelle Verband tief in das Leben besonders von Frauen* eingreifen. Statt medizinischer Untersuchungen Gottvertrauen – wenn später jemand darunter leidet, ist das wohl eine Glaubensprüfung. Statt der Möglichkeit, sich gegen eine Schwangerschaft entscheiden zu können, der Zwang zum Austragen jedes Embryos – insbesondere bei deutschen Frauen*, immerhin hängt davon auch die Zukunft des Volkes ab. Anstatt eine selbstbewusste Entscheidung für die Sterbehilfe zu akzeptieren, wird schwer Kranken ihr Selbstbestimmungsrecht abgesprochen.
Frauen* sollen nur die Rolle als gebärfreudige Mutter in der weißen, christlichen Kleinfamilie ausfüllen. Diese wird als Keimzelle der Gesellschaft begriffen und alles, was an diesem Bild kratzt – Regenbogenfamilien, Homosexuelle, alternative Lebensentwürfe – gilt als Gefahr. Die von feministischen Bewegungen mühsam erkämpften Freiräume werden in Frage gestellt, verteufelt, sollen erneut gesetzlich beschränkt werden. Wo die Kirchen ihren Einfluss auf das Leben der Menschen verloren haben, soll nun der Staat die Kontrolle über die verlorenen Schäfchen übernehmen. Unterstützung erhalten sie dabei durch ein breites Spektrum von völkischen Rechten bis zur chauvinistischen AfD und ihrer EU-Abgeordneten Beatrix von Storch. Dass Abtreibungsverbote nicht zu weniger, sondern nur zu illegalen und damit unsicheren Schwangerschaftsabbrüchen führen, wird verschwiegen. Dass an den Folgen dieser Entrechtung von Schwangeren laut der Weltgesundheits-organisation jedes Jahr etwa 47.000 Menschen sterben, ist der selbsternannten „Pro Life“-Bewegung egal. Ihre Forderungen treffen vor allem die Unterschicht. Reiche können sich eine Behandlung im Ausland leisten. Evangelikalen wie katholischen Fundamentalist*innen bis hin zum Papst interessiert das nicht. Die Religion hat für sie Vorrang vor der sexuellen und reproduktiven Selbstbestimmung.
Auf diese Angriffe gibt es überall eine feministische Antwort – Auf nach Anaberg-Buchholz, Münster und Berlin! Für sexuelle Selbstbestimmung und reproduktive Rechte!